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In der lokalen Presse wurde bereits mehrfach über meine Arbeiten berichtet.
Lesen Sie hier exemplarisch zwei Beiträge.
von Gabriela Keller
Meyenburg. Er hat sich durch alte Dokumente gewühlt; die Tageszeitung durchforstet, Stastistiken gewälzt. Das Ergebnis: ein neuer Band der "Meyenburger Hefte". Jener Sammlung von Notizen, Kurzmeldungen und Histörchen aus der Dorfgeschichte, die Wilhelm Asmus zum nunmehr 18. Mal in gebundener Form den Meyenburgern beschert.
Ein Kapitel in den neuen "Meyenburger Heften" von Wilhelm Asmus widmet sich der Gründung der Meyenburger Kirche (auf dem Foto im Hintergrund zu sehen).
Bei seinem schlaglichtartigen Streifzug durch Gestern und Heute schlägt der unermüdliche Hobbyhistoriker diesmal den Bogen vom dörflichen Leben 1912 und 1892 zu aktuellen Ereignissen, die das Dorf bewegen. Gewohnt chronologisch aber inhaltlich bunt durcheinandergewürfelt. Rückblicke auf die Reichstagswahlen, den Abriss und Neubau des Pfarrhauses vor 100 Jahren vermischen sich mit Musikfestival auf dem Rittergut und Einweihung des Jugendtreffs heute. Was in Meyenburg in den vergangenen zwölf Monaten so geschah, der Dorfchronist hat es von der Landfrauen-Geburtstagsfeier bis zum Weihnachtsbasar in der Wassermühle für die Nachwelt festgehalten.
Das eigentlich Interessante an den "Meyenburger Heften" aber sind Asmus' kleine und große Ausflüge in die Geschichte. Neben der Geschichte der Postbuslinie von Vegesack und Meyenburg widmet sich der Hobbyforscher ausführlich der Gründung der Dorfkirche. Nach Asmus' Recherchen hätten die Meyenburger in diesem Jahr eigentlich einen Grund zum Feiern gehabt. Vor 600 Jahren, am 20. Mai 1412, habe Papst Johannes den Meyenburgern den Bau einer Kapelle genehmigt. Der Autor beruft sich auf eine Urkunde im Archiv des Vatikans. Asmus hat sie bei seinen Recherchen in einem "Stader Jahrbuch" entdeckt.
Dem Schriftstück lässt sich auch der Grund für den Neubau in Meyenburg entnehmen: Bei schlechtem Wetter war für die Gläubigen kein Durchkommen zur Kirche in Aschwarden-Bruch, umgekehrt konnte der Pastor nicht nach Meyenburg kommen. Bei Todesfällen müsse das für die Menschen damals eine Katastrophe gewesen sein, meint Asmus. "Wer ohne die christlichen Handlungen auf dem Totenbett starb, der hatte keine Chnace auf das ewige Leben. Eine Horrorvorstellung."
Um die zwei großen Geschichten ranken sich viele kleine. Kriminalgeschichten etwa wie der Raub, der Meyenburg im Jahre 1912 erschütterte. Für Aufregung sorgte im gleichen Jahr auch ein Freiluftballon, der über die Köpfe der Dorfbewohner hinwegflog. Zu einem Großbrand musste die Feuerwehr im Juni 1912 ausrücken: 250 Morgen Forst bei Hamfähr standen in Flammen. In Gerichtsakten ist Asmus wieder fündig geworden. 1837 stritten sich zwei Meyenburgerinnen über das Eigentum an einem Eschenbaum. Acht Zeugen ließ der Richter aufmaschieren. Wie das Urteil ausging, wird hier nicht verraten.
Etwas Statistik darf in den Meyenburger Heften nicht fehlen. Wie viel Vieh gab es am 1. Dezember 1892 im Dorf? Asmus hat es beim Wälzen alter Akten herausgefunden und listet es akribisch genau auf: 92 Pferde, 934 Rindviecher, 688 Schafe, 601 Schweine, 70 Ziegen. Nicht zu vergessen die 217 Bienenstöcke. Vor 120 Jahren machte der Lehrermangel den Meyenburgern zu schaffen, schreibt Asmus. Heute sorgen sie sich um den Erhalt der Dorfschule, weil es zu wenig Kinder gibt.
Kommunalpolitische Themen greift Asmus im neuen Band kaum auf. Ausnahme: die Diskussion über die Verlegung der Ortseingangsschilder. Als geneigter Leser vermisst man auch die spitzzüngigen Kommentare, mit denen der Autor in früheren Heften die reinen Fakten würzte. Dafür gibt es einen humorigen Gastbeitrag von Gerda Sudholz.
Der neue Band 18 der "Meyenburger Hefte" von Wilhelm Asmus ist ab so fort für fünf Euro im Dorfladen und in der Volksbank vor Ort erhältlich.
64 Höfe und ein Galgen
von Iris Messerschmidt
Wilhelm Asmus ist immer in Sachen Geschichte unterwegs. Bevorzugtes Zeil: die Historie Meyenburgs. Am Sonntag, 15. Juli, lädt Asmus ins Meyenburger Dorphuus ein, wo ab 18 Uhr eine besondere Landkarte offiziell vorgestellt wird.
Aus alten Gerichtsakten, die Wilhelm Asmus über die Jahre zusammen getragen hat, hat er jetzt von einer Studentin der Bremer Hochschule der Künste eine Landkarte erstellen lassen, wie Meyenburg im Jahre 1632 ausgesehen haben müsste. Auch wenn er nicht gerade nebenbei Geschichte an der Bremer Uni studiert, ist Wilhelm Asmus in Sachen Geschichte unterwegs. Sein bevorzugtes Ziel: die Historie Meyenburgs. Unzählige Akten, alte Briefe, Pläne, Gerichtsverfahren und vieles mehr hat er im Laufe der Jahre schon gesichtet - und er dient nebenbei für so manchen Meyenburger als Übersetzer alter Dokumente in Sütterlin-Schrift.
Seit 1976 lebt der frühere Lehrer in dem beschaulichen Geestdorf zwischen Schwanewede und Uthlede. Interessantes und Kurioses aus der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart hält er in seinen alljährlich erscheinenden "Meyenburger Heften" fest. Mittlerweile gibt es davon schon 17. Die Geschichten, sie gehen Wilhelm Asmus noch lange nicht aus. Seine neueste Idee, eine Landkarte von Meyenburg aus dem Jahr 1632 anhand von alten Plänen und Gerichtsakten zu erstellen, ist gerade in der Umsetzungsphase.
"Ich gebe zu, ein wenig habe ich bei der Umsetzung geraten. Die Genauigkeit der Karte variiert plus/minus 20 Jahre", gibt der Hobby-Chronist zu. Dennoch: Vieles von dem, was auf der Landkarte zu sehen ist, ist auch durch entsprechende Dokumente belegt. Das Datum der Landkarte hat Wilhelm Asmus im Übrigen dem ältesten, schriftlich niedergelegten Gerichtsfall entliehen, den er gefunden hat: 1632. Seit mehr als zehn Jahren ist der 62-jährige auch regelmäßig im Staatsarchiv in Stade zu Gast. Wenn er sich ein spezielles Thema vornimmt, dann findet er dort Material. Im Fall der jetzt erstellten Landkarte waren dies ebenfalls schon vorhandene Karten, beispielsweise aus dem Jahr 1786. "Die Idee dazu gab es schon länger, nur Zeichnen konnte ich sie selber nicht", erklärt Asmus.
Da kam ihm sein Studium zu Hilfe. Gemeinsam mit Studenten der Hochschule für Künste haben die Historiker nämlich eine Ausstellung erarbeitet. Wilhelm Asmus lernte dabei die junge Silvia Keppler kennen, die in Sachen Landkartenerstellung schon Erfahrung hatte. Die Studentin an der Hochschule für Künste stellte erstmal eine Druckplatte (geäzte Metallplatte) her, die anschließend als Vorlage und Vervielfältigungsmöglichkeit der Meyenburger Landkarte von 1632 dient.
"Wie sie sehen, Meyenburg liegt genau am Grenzübergang Geest zur Marsch. Ein typisches Dorf am Geestrand. Zu den Höfen gehörten Langstreifenflure, weil die Bauern zumeist mit drei bis vier Ochsen pflügten - da ist der Wendekreis zu groß beziehungsweise aufgrund von Platzmangel kaum möglich."
Wilhelm Asmus, der die gerade fertig gestellte Landkarte noch druckfrisch in den Händen hält, ist schon in seinem Element. "Das ist angeblich Johannes der Täufer", erläutert er das die Landkarte zierende historische Siegel von Meyenburg, das in der Mitte das Bildnis eines bärtigen Mannes zeigt und um ihn herum die Worte "benedden de grave" (unterhalb des Grabens). Die 64 auf der Landkarte gezeigten Hofstellen lagen laut Asmus nämlich unterhalb des "Fluthgrabens".
Zu jeder Angabe auf der Landkarte weiß Asmus indes eine Geschichte zu erzählen: von der Grosse Almende, der Gemeinschaftsweide für milchendes Vieh über die Kleine Allemende, die Gemeinschaftsweide für nicht milchendes Vieh, die Zehntscheune, wo die Bauern ihren Abgabezins an die Landbesitzer entrichteten, Ziegeleien, die heute noch im Straßennamen vereweigt sind, Walk- und Kornmühlen, von der nur noch eine existiert bis hin zum eigenen Gerichtsstandort: "Mit Galgen", wie Asmus lachend vermutet.
Schnell springt er durch die Jahrhunderte, erzählt davon, wie die Bremer 1309 eine Wehrburg mitten im schlammigen Marschboden von Meyenburg errichteten, um sich gegen die Raubritter der Umgebung und ihre Handelsschiffe auf der Weser zu schützen. Wie die Hofstellen entlang der heutigen Dammstraße entstanden sind - von zwei Toren und der unwirtlichen Schlammlandschaft unangreifbar geschützt. Wie um 1530 ein Schlagbaum wegfiel und die Besiedlung bis in die Feldmark voranschritt, "Straßenbezeichnungen wie 'Butendoor', auf Hochdeutsch vor dem Tore, sind dafür kennzeichnend."
Meyenburg anno 1632: Für Wilhelm Asmus ist dies nicht einfach nur eine historische Landkarte. Für ihn stehen dahinter ganz viele Geschichten, wie er sie auch in den alten Dokumenten findet. Im Übrigen: Sein Geschichtsstudium möchte er irgendwann auch mal mit einem Doktortitel abschließen. Das Thema: Die Meyenburger Geschichte. Interessierte lädt er zu eier kleinen Feier am Sonntag, 15. Juli, ins Meyenburger Dorphuus ein. Dann soll ab 18 Uhr die Landkarte vorgestellt werden.
Wilhelm Asmus
Meyenburger Damm 4
28790 Schwanewede
Rufen Sie an unter + 49 4209 3541 oder schreiben Sie an asmus.wilhelm@gmail.com